HOW TO: “Gesunder” Umgang mit Scham

In den vorherigen beiden Folgen habe ich euch erzählt, wie Scham entsteht, was das mit unseren Beziehungen machen kann und wie wir allzu oft mit unserer Scham umgehen.

 

Doch wie kann nun ein gesunder Umgang mit Scham aussehen – mit anderen und bei mir? Dies möchte ich euch in diesem Beitrag mitteilen.

Wie ihr in #2 nachlesen könnt, spielen wir allzu oft in zwischenmenschlichen Beziehungen mit der Scham Pingpong und schieben sie unserem Gegenüber einfach wieder zurück, um uns selbst zu entlasten. Das passiert insbesondere dann, wenn es Konflikte gibt, wenn wir uns streiten oder nicht verstehen. In diesen Situationen verlieren wir oftmals die Empathie für den Anderen und damit auch die Möglichkeit, mitfühlend und einfühlend zu reagieren.

Und genau hier liegt eine Lösung: Wir alle teilen das gleiche Grundbedürfnis, uns von unseren Mitmenschen angenommen und gemocht zu fühlen, uns zugehörig zu fühlen. Dies sollte auch in Streitgesprächen nicht verloren gehen:

 

Du bist okay und ich schätze dich / ich liebe dich / du gehörst dazu.

Ich sehe dich / erkenne dich an / wertschätze, wer du bist.”

 

…sollte als Kernaussage mitschwingen, damit wir die Verbindung zu unserem Gesprächspartner nicht verlieren oder damit wir Verbundenheit wiedergewinnen können.

Ganz konkret können folgende Formulierungen die Scham und damit auch mögliche Beziehungsbarrikaden auflösen, wenn sie aufrichtig geäußert werden:

 

„Du hast Recht“,

„Ich bedaure…“,

„…teilweise stimme ich dir zu…“

“Es tut mir leid…”

“Wenn du xxx sagst, dann macht

mich das traurig / wütend / hilflos.”

“Ich wünsche mir…”

 

Schwierige Situationen im Miteinander können so deeskaliert werden, und vielleicht gelingt es uns, eine gemeinsame Lösung zu finden. Formulierungen dieser Art können verhindern, dass unser Gegenüber in eine Selbstschutz-Reaktion verfällt, wodurch Gegenangriffe ausbleiben. Wichtig ist: Schwierige Dinge müssen manchmal angesprochen werden. Kritisiere dabei nur das störende Verhalten, nicht die ganze Person. So kannst du auch im Konflikt mit Respekt und Wertschätzung begegnen. Überlege: Wie möchtest du selbst behandelt werden?

 

Ein versöhnlicher Umgang ist jedoch schwer, wenn wir selbst Scham empfinden. Wie können wir damit umgehen? Was hilft?

Das beste Mittel gegen Scham und das Gefühl, unzulänglich zu sein, ist der Kontakt zu Menschen, die uns auffangen, zuhören oder trösten.
Auch ein liebevoller Umgang mit sich selbst ist wichtig – gerade in Krisen.

Für einen gesunden Umgang mit Scham kannst du versuchen:

 

  • Mit dir selbst so zu sprechen, wie eine liebe Freundin es tun würde.

  • Deine Unvollkommenheit anzunehmen – die hat jeder.

  • Verletzlichkeiten in vertrauensvollen Beziehungen offen zu zeigen.

  • Zu akzeptieren, dass das Leben manchmal Schmerz bringt.

 

 

Frau, die sich umarmt

Quellen:

Larsson, L. (2023). Wut, Schuld & Scham. Drei Seiten der gleichen Medaille. Paderborn: Junfermann.

Marks, S. (2021): Scham. Die tabuisierte Emotion. Düsseldorf: Patmos.

Weinblatt, U. (2016). Die Nähe ist ganz nah! Scham und Verletzungen in Beziehungen überwinden. Göttingen: Vandenhoek & Rupprecht

Rohlfs, C. (2011). Autonomie, Kompetenz und soziale Eingebundenheit. Die Selbstbestimmungstheorie der Motivation von Deci und Ryan. In: Bildungseinstellungen. VS Verlag für Sozialwissenschaften.